Gelenkte Bürgerbeteiligung führt zu Planung ohne BürgerInnen!

 

Es fing so euphorisch an. Bei der gut besuchten Auftaktveranstaltung zur Planung des neuen Isenburger Stadtquartiers waren Ideen willkommen, und die Bürger haben sich mächtig engagiert. Recht spontan kam der naheliegende Vorschlag, auf dem zentral gelegenen Areal das zu errichten, was eine Stadt zur Stadt macht und was in Neu-Isenburg immer noch fehlt: eine Stadtmitte.

 

Das kam aber beim Ersten Stadtrat nicht gut an. Eine Stadtmitte und dazu noch eine neue Stadtmitte? Das ist zu viel Veränderung. Neu-Isenburg ist bereits erschaffen. Man muss Bewährtes nur erhalten. Im Kampf der Begriffe wurde die „Neue Mitte“ schnell abgetan, es musste die Bezeichnung „Stadtquartier Süd“ her. Das ist zwar etwas bemüht, aber immerhin ehrlich seitens der Verwaltung. Immer schön auf dem Teppich bleiben! Denn wer Visionen hat, soll ja bekanntlich zum Arzt gehen. Müsste die Verwaltung ein ärztliches Bulletin herausgeben, würde sie nach dieser Logik schreiben, dass zur Rettung vor der veränderungssüchtigen Isenburger Zivilgesellschaft die Stadt in ein steinernes Wachkoma versetzt werden müsse.

 

Diese auf Reduzierung städtebaulicher Ideen bedachte Strategie der Verwaltung führte zu dieser Veranstaltung am 11.10.2012, dem >Bürgerforum<. Diese Bürger-Mitmach-Veranstaltung fand natürlich unter dem weitgehenden Ausschluss der BürgerInnen statt, was nicht wundert, war sie doch kaum beworben. Wer konnte schon von dieser Veranstaltung wissen? Natürlich in erster Linie die politische Klasse der Stadt, die zu zwei Drittel den Teilnehmerkreis stellte. Aber es waren ohnehin nur etwa 50 Teilnehmer  gekommen.

 

Die vielen, die nicht kamen, hatten aber einen guten Riecher. Kreative Ideen der BürgerInnen waren nicht gefragt. Es galt vielmehr, Selbstverständlichkeiten abzunicken. Und jetzt geht’s grad so weiter. Welches Gewerbe soll im neuen Quartier angesiedelt werden? Wie viele Zimmer sollen die Wohnungen dort haben? Gewünschtes bitte ankreuzen. Brav, einschläfernd – Schülermitverwaltung pur.

 

Man darf gespannt sein, wie sich die Isenburger Variante der Bürgerbeteilung entwickelt, wenn sie derart kanalisiert wird. Fehlt jetzt nur noch, dass die Verwaltung es den BürgerInnen als Desinteresse auslegt, wo doch die Verwaltung offensichtlich so desinteressiert an einer aktiven und lebendigen Bürgerbeteiligung ist.

  

Die Montagsrunde

7.11.2012