Nach der Wallfahrt die Erleuchtung?

 

Erst die Hessen-Grünen, dann die Montagsrunde. Und als Krönung hat nun der Watt-Club mitsamt Bürgermeister, Erstem Stadtrat und Planungsamtschef das urbane Paradies Freiburg besucht. Nun durften Entscheidungsträger und Bürger jene prominenten und längst touristisch heimgesuchten Freiburger Vorzeigequartiere Vauban und Rieselfeld erleben, die den künftigen Isenburger Quartieren neue Mitte und Birkengewann als Vorbild dienen könnten. Auch das Verkehrskonzept – ganz viel öffentlicher Raum, viele Tramlinien, wenig Autos – wäre ja ein Modell für unsere Stadt.

 

Selbst wenn unsere Volksvertreter jetzt beeindruckt, gar bekehrt von der Wallfahrt sein sollten: Wie steht’s mit uns Isenburgern? Schaffen wir das auch? Also die Leute im neuen Vorzeige-Stadtteil Vauban haben das mit der geistig-moralischen Wende längst geschafft. Und zwar ganz anders und viel besser als der ausgediente Kanzler Kohl das gemeint hat. Aber sie haben’s geschafft, begreifen und genießen ihre Stadt, ihr Quartier als urbane Gemeinschaft, als öffentlichen Raum und nicht als Parkplatz.

 

Auch im nicht so akademischen Rieselfeld, an sich eine veritable neue Kleinstadt mit vielfältiger Bevölkerungsstruktur, beherrscht der aufgeklärte Geist das Stadtbild. Und in der pulsierenden Altstadt sowieso.

 

Sind die „Bächle“ das Erfolgsrezept? Die schmalen Gewässer in allen Gassen, die wesentlich zum Charme der Stadt beitragen, schärfen das Bewusstsein für den öffentlichen Raum. Für die große Zahl der Passanten sind sie wahrlich kein Hindernis, wohl aber für große Limousinen, die sich zuweilen verbotswidrig in die Altstadt verirren und mit dem Ultrabreitreifen stecken bleiben. Manch Freiburger kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, wenn der Fahrer entnervt auf den Abschleppwagen wartet.

 

Freiburg, Tübingen, Karlsruhe... das sind traditionelle Hochschulstandorte mit gehobenen Ansprüchen an Moral und Verstand. Vielleicht gelingen da Wohlstand, Wertewandel, Energie- und Verkehrswende einfach leichter. Aber wir Isenburger sind doch nicht doof. Das können wir

auch. Jetzt, wo unsere Entscheidungsträger es erlebt haben, wären wir doch blamiert, wenn wir so was in unseren neuen Quartieren nicht auch hinkriegen. Dazu vielleicht ein Bächle schräg über die Frankfurter Straße?

 

Packen wir’s an.

 

 

Die Montagsrunde

11.11.2012