Begegnungen der unheimlichen Art

Es gibt sie noch. Auch in Isenburg: Fußgänger. Den meisten begegnet man morgens auf ihrem Weg von der Haustür zum Auto. Oder abends vom Parkplatz zum Restaurant. Man darf das nicht unterschätzen, denn mitunter müssen dabei bis zu 60 Meter zurückgelegt werden. Wohlgemerkt: zu Fuß! „Parkdruck“ umschreibt unser Erster Stadtrat so treffend jenen sozio- und psychologisch so schwerwiegenden Mangel an Parkplätzen, dem auch durch Beseitigung überflüssiger Alleebäume bislang nicht beizukommen ist.

 

Viele Isenburger finden aber durchaus einen anderen Vorwand, die muskelgetriebene der motorisierten Fortbewegung zuweilen vorzuziehen. Überwiegend sind es ein oder mehrere Hunde, deren Verdauungs- und Bewegungstrieb manchen Isenburger Richtung Stadtwald treibt. Oder jene länglichen Skistöcke, die insbesondere unsportlichen Damen zwischen 40 und 90 im modischen Laufdress fußläufige Mobilität ermöglichen. Auch das Dress allein rechtfertigt die Bewegung zu Fuß, die aber dann im Laufschritt erfolgen muss und gemeinhin als Jogging bezeichnet wird.

 

Zwar sehr selten werden aber finstere Gestalten beobachtet, die ohne die genannten Acessoires – also ohne ersichtlich legalen Anlass - zu Fuß unterwegs sind. Neulich begegnete uns so ein seltsamer Zeitgenosse trotz Nieselregens mitten im Wohnquartier. Man liest ja so viel über Wohnungseinbrüche. Statt reflexartig die Polizei zu benachrichtigen, nahmen wir die Verfolgung auf. Eine Dame, die nichtsahnend ihr Garagentor öffnete, wich erschrocken vor dem Finsterling zurück. Zielstrebig eilte der zur Tramhaltestelle, wo er unverzüglich einstieg und Richtung Frankfurt entkam. Was er wohl m Schilde führte? Wir wissen es nicht.

 

Aufmerksame und couragierte Isenburger Autofahrer haben ein Auge auf das Phänomen. Sobald eine verdächtige Gestalt die Fahrbahn quert, halten sie mit Vollgas drauf. So dies der Unhold überlebt hat, bremsen sie hernach mit quietschenden Reifen, um ihm drohend ihre tätowierten Armmuskeln zu präsentieren. Ähnlich wird übrigens auch mit den missliebigen Radlern verfahren, darüber demnächst mehr an dieser Stelle. Vorbeugend parken die Isenburger Automobilisten die Gehwege weitestgehend zu, um jeden Anreiz zum Umherschleichen zu unterdrücken.

 

In den Gated Communities der Vereinigten Staaten würden bei solchen Subjekten schnell die Handschellen klicken. Aber so weit ist der Isenburger Nachbarschaftsschutz noch nicht. Und die Polizei schon gar nicht.

 

Wir müssen uns solch zwielichtiger Umtriebe erwehren, den Nachbarschaftsschutz aufrüsten. Wer sich ohne ersichtlichen Grund zu Fuß rumtreibt, sollte eine gelbe Warnleuchte tragen und ein polizeiliches Führungszeugnis mitführen. Jeder aufrechte Bürger sei zur Kontrolle berechtigt und aufgerufen. Das wird unser engagierter Erster Stadtrat ja wohl noch durchsetzen können.

 

Die Montagsrunde

November 2012