Woche der Mobilität 2013 - Gedanken zur Verkehrswende in Neu-Isenburg

Gedanken zur Woche der Mobilität 2013

„Eine Stadt wird nicht durch Autopisten lebenswert, sondern wenn sich ein Kind überall sicher und einfach bewegen kann.“

(in Anlehnung an Enrico Penalosa)        

           

 

    Wäre das nicht auch ein Leitsatz für Neu-Isenburg?

 

 

Brauchen wir nicht auch „eine stadtverträgliche Mobilität, bei welcher der Mensch im Mittelpunkt steht “ wie es im Hamburger Appell heißt, den der Konvent der Baukultur 2012 verabschiedet hat?

Oder gilt noch immer die Kultur der nur autogerechten Stadt die, spätestens ab 1933 (u.a. Charta von Athen) Einzug hielt, die Fußgänger in Tunnel verwies, Kinderspielplätze hinter Zäune verbannte und Fahrradfahrer von der Straße drängte.  Oder wie in den 60er Jahren, als immer mehr und breitere Straßen das Autochaos beseitigen sollten und doch immer mehr Autos die neuen Wege zuwucherten.

Und wie sieht es in unserer Stadt aus?

Fußgänger:

Querungen von Straßen, selbst an Ampeln und Zebrastreifen, sind oft mit gefährlichen Situationen verbunden, Unsicherheit, ob der Größe, Menge und Geschwindigkeit der KFZ, herrscht bei den Fußgängern vor. Es  fehlen Konzepte für behinderten-, alten- und kindgerechte Wegführungen und Querungen. Es fehlen Möglichkeiten zum Ruhen am Weg. Bürgersteige sind oft zu eng, werden oft zugeparkt oder zugestellt.

Was ist mit den Parkstreifen auf unseren Bürgersteigen? Die Regelbreite für Gehwege beträgt mindestens 2,50 Meter (RASt 6.1)! Die Markierung verstößt also gegen die Regeln der Verwaltungsvorschriften der Straßenverkehrsordnung.  Hier wird der Bürgersteig zum Parkraum zu Lasten der Fußgänger!

Zu Fuß gehen, obwohl kerngesund, klimaneutral und gemeinschaftsbildend, wird in unserer Stadt nicht gefördert. Es  wird erschwert und durch die Stadt und Ihrer Verkehrspolitik sogar verleidet.

Fahrradfahrer

Wer kennt das nicht…. Frankfurter Straße, Offenbacher Straße und andere Autoschneisen: Dicht überholende, schnell fahrende Autos, plötzlich aufschlagende Autotüren, Gehupe, Ein- und Ausparkende, Halten/Parken in zweiter Reihe … und immer radelt die Angst mit, Opfer des Autoverkehrs zu werden. Dazu noch der Lärm und Gestank...

Es geht auch anders:  Fahrradstreifen, reduzierte Geschwindigkeit der Autos (wie z.B. in den Begegnungszonen in der Schweiz ), Flächen für Radler, Aufstellflächen an den Ampeln - sofern man die noch braucht. Und Radschnellwege, allwettertauglich in die Nachbarkommunen, Belagoberfläche der Radwege wie bei Autostraßen. Bürgersteige zum Flanieren - nicht zum Fahrradfahren, Straßen als Erlebnisräume.                                                                                     

Warum gibt es eigentlich noch immer keinen Fahrradstreifen in der Offenbacher Straße zur  Goetheschule? Muss da unbedingt Tempo 40 gefahren werden? Muss da unbedingt der Schwerlastverkehr durch? Da sollen einerseits die Kinder mit dem Rad oder zu Fuß  zur Schule kommen  und gleichzeitig schafft es die Stadt nicht, selbst banalste Voraussetzungen für einen sicheren Schulweg mit dem Rad zu schaffen!

Schauen Sie sich mal die Führung der beiden Radwege in der Friedensallee nahe der Kreuzung Frankfurter Straße an. Hier wird rechts ein Radweg fahrlässig auf die Straße geführt. Auf der Straße fehlen Markierungen und  Aufstellflächen. Links endet der Radweg im Gegenverkehr!! Fragen Sie  doch mal unsere verantwortlichen Volksvertreter,  wann wenigstens diese Zustände beseitigt  werden.

Übrigens: Fahrradfahren ist prima, für Dich und unser Klima. Viele Krankenkassen und verantwortungsvolle Firmen belohnen Fahrradfahren zur Arbeit mit Bonuspunkten und Sonderleistungen (hält fit und hilft bei Rückenschmerz). 

Öffentliche Verkehrsmittel (ÖPNV)

Funktioniert nicht so gut, oder?  Viel zu teure Fahrscheine, ungünstige Tarifzonen, vielleicht gerade deswegen defizitär. Schlechte Vernetzung, manche Busse fahren offensichtlich noch ohne Rußfilter….

Wo bleibt eigentlich die Straßenbahn?                                                                                                                                        Die Verlängerung der Linie 14/17 durch die Frankfurter Straße nach Dreieich muss endlich gebaut werden. Viele Bürger, viele Pendler, der Regionalverband und der Verkehrsverbund sprechen sich dafür aus. Denn aufgrund des Nachfragepotentials resultiert kein Defizit, sondern ein Plus. Eine Tramlinie steigert die Lebensqualität erheblich, wie die europaweite Renaissance der Straßenbahn beweist. Einzig die amtierende Isenburger CDU und ihr Verhinderungspartner  FDP haben das immer noch nicht begriffen, blocken als ewig Gestrige.

Durchgangsverkehr:

Der Durchgangsverkehr muss endlich raus aus der Mitte, raus aus unserer Stadt. Umfahrungsmöglichkeiten gibt es reichlich: Ost-West über die Sprendlinger Nordtangente und Rathenaustraße. Nord-Süd über A661 und B 45, dazu A3 und A5. Wir könnten uns  9 Millionen Euro Steuergelder für den Kreuzungsumbau zu einem ampelgesteuerten Kreisel sparen. Die Stadt wird von Stickoxiden, Schwefel, Lärm und Verkehrschaos, von Gesundheits- und Unfallrisiken befreit. Besonders entlastet werden die unwirtlichen, vom Autoverkehr okkupierten Straßen wie Carl-Ulrich-Straße, Friedhofstraße, Karlstraße, Gravenbruchring, Frankfurter, Offenbacher.   Die Stadt gewinnt an Lebensqualität.

Was ist eigentlich eine  Begegnungszone?     Schauen Sie nach     http://www.montagsrunde.info/index.php/begegnungszone.html

Radfahrer und Fußgänger dürfen nicht länger unnötigen Gefahren ausgesetzt werden.

Für eine lebenswerte, urbane und emissionsreduzierte Stadt muss der Anteil des nicht motorisierten Verkehrs bis 2015 verdoppelt werden. 

Wir rufen die Stadt auf, endlich die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

 

ViSdP:  die Montagsrunde - Mobility Week 2013