Armes reiches Isenburg

 

Glanz und Elend der Kleinstadt liegen dicht beieinander. Wird wieder einmal der Wechsel eines Firmensitzes mit vielen Beschäftigten von der armen Nachbargemeinde zum attraktiveren „Standort“ Neu-Isenburg gefeiert, folgt tags drauf das Lamento über völlig überzogene Kreisumlagen. Selbst kleinste Investitionen zur urbanen Gestaltung oder zur Verkehrsberuhigung scheinen unbezahlbar. Gleichzeitig präsentiert man stolz eine sanierte Grünanlage am abgelegenen Bahnhof, für ’ne schlappe Million. Gerechtfertigt wird das mit Fördermitteln, die das Land aus dem Topf „soziale Stadt“ beigesteuert hat. Gefördert werden auch die gewaltigen Straßenkreuzungen, die uns am Isenburg-Zentrum drohen und am südlichen Stadtausgang sowie aktuell rund ums Stellwerkhäuschen schon bombastische Realität in Asphalt sind. Ist Fördergeld das ausschlaggebende Kriterium für kommunale Investitionen, gleich ob die nun Sinn machen oder eher Schaden stiften? Zur Erinnerung: Fördermittel des Landes sind auch Steuergelder, die effizient zu verwenden sind.

 

Gebietet nicht ein Mindestmaß an Solidarität, dass man die armen Nachbarn im Kreis unterstützen muss, denen man mit niedrigerem Gewerbesteuerhebesatz die lukrativen Betriebe abgeluchst hat? Gleiches gilt für die in Grünanlagen fehlinvestierten Landesmittel der „sozialen Stadt“, die andere Kreiskommunen für wahrhaftige soziale Projekte nicht erhalten, weil ihnen die dafür erforderlichen Eigenmittel fehlen.

 

Die Isenburger Investitions- und Finanzpolitik zeugt vom fehlenden Gemeinsinn einer an sich sehr reichen Region, deren Wohlstand und Lebensqualität aber nicht dem wirtschaftlichen Niveau entspricht. Synergien ließen sich durch eine engere kommunale Kooperation erzielen, da im Ballungsraum wesentliche Infrastruktur nur gemeinsam realisierbar ist, ob Expressradwege, Straßenbahnlinien oder Schwimmbäder. Das eigenständige, lokale Profil hingegen wird durch urbane Atmosphäre, markante Architektur, belebte Plätze und individuelle Kulturangebote erlangt, unabhängig von Landesmitteln. Hilfreich wäre sicher eine Stärkung des Regionalverbandes, um regionale wie lokale Strukturen zu optimieren.