IBA in Neu-Isenburg

IBA in Isenburg

Seit vielen Jahren fordern Opposition und engagierte Bürger regelmäßig eine Internationale Bauausstellung (IBA) für den Ballungsraum Rhein-Main, ebenso regelmäßig abgelehnt von der Landesregierung. Um so überraschender, dass sich jetzt Ministerpräsident Bouffier für dieses bundesweit bewährte Instrument regionaler Förderung einsetzt, um Lösungen für einen „umweltfreundlichen Verkehr und Wohnraumprobleme“ im Wettbewerb internationaler Architekten und Planer zu finden. Bundesweit hat sich das Instrument IBA bestens bewährt, um Regionen nachhaltig aufzuwerten und strukturelle Schwächen zu beseitigen. Immerhin wurde 1901 die allererste IBA auf der Darmstädter Mathildenhöhe realisiert. Nun ist Hessen endlich mal wieder dran.

Als typische Schnittstelle zwischen Umland und Metropole könnte gerade Neu-Isenburg von dem Konzept profitieren. Denn viele Vorhaben scheiterten bislang am überörtlichen Bezug, auch unter finanziellen Aspekten. Welche Projekte – auch zum Nutzen der Region – wären vorstellbar? Hier nur einige Ideen, die sich auch an IBA-Projekten anderer Regionen orientieren.

Klimaneutrale „Werkswohnungen“: Das künftige Südquartier sollte den Anforderungen der klimaneutralen Region Frankfurt/Rhein-Main 2050 entsprechen. Bevorzugt sollten bisherige Einpendler angesiedelt werden, womit das im Ruhrpott so bewährte Modell der Werkswohnungen aufgegriffen würde.

Kultur, Forschung, Bildung: Angesichts des vielfältigen Gewerbes sollte Isenburg auch entsprechende Bildungs- und Forschungskapazitäten entwickeln, z.B. eine (Fach-) Hochschule, ein Forschungsinstitut oder einen Wissenschaftspark (analog IBA Ruhrgebiet). Die preisgekrönte Bibliothek sollte ein architektonisch ansprechendes Quartier beziehen und den Nachbargemeinden geöffnet werden. Hier könnte auch die bislang arg provisorische Stadtgalerie untergebracht werden.

Verkehr: Neu-Isenburg ist von starkem Pendlerverkehr betroffen. Knapp 20.000 Einpendler erreichen täglich die hiesigen Gewerbegebiete mit dem Auto, während nahezu 10.000 Bewohner ihren Arbeitsplatz außerhalb der Stadt aufsuchen. Allabendlich füllen sich die Wohnquartiere mit zahllosen Zweit- oder gar Drittwagen, die fürs Pendeln genutzt werden.  Schon seit Jahrzehnten wird eine Verlängerung der Straßenbahn von Frankfurt durch Isenburg bis Dreieich gefordert, deren Notwendigkeit inzwischen akzeptiert, bislang aber an der Finanzierung gescheitert ist. In Kombination mit einer bis zum Gewerbegebiet Ost verlängerten Regiotramlinie „Regionaltangente West“ wären Frankfurt und Flughafen bequem erreichbar. Dass im Zuge einer „IBA“ auch außergewöhnliche Tramlinien realisiert werden können, zeigt sich an den Strecken von Basel nach St. Louis in Frankreich oder ins deutsche Weil am Rhein.

 

Boulevard: Mit der Tramlinie als bewährtem Urbanisierungsmittel (wo die Tram rollt, ist Innenstadt) könnte die Frankfurter Straße zum verkehrsberuhigten, attraktiven Boulevard entwickelt werden. Da die Grundlast des Verkehrs auf die Schienenwege verlagert würde, ließe sich auch die heutige Straßenkreuzung am Isenburg-Zentrum als zentraler Platz einer künftigen Stadtmitte gestalten.

 

Das Expressradwegenetz würde Realität, ergänzt durch Radstationen an relevanten Übergängen zum Schienenverkehr, wo die Fahrräder sicher unter Dach untergebracht und sogar repariert werden könnten.

 

„Leuchttürme“: Der sichtbare Erfolg aller bisherigen Bauausstellungen waren markante Bauwerke, die sowohl der Region („Landmarken“) als auch den Kommunen („Leuchttürme“) eine deutliche Identität verschafften. Den internationalen Architekten und Planern ist es stets gelungen, die Projekte ebenso originell wie ästhetisch zu verpacken, egal, ob es sich um eine repräsentative Bibliothek, eine offene Buchausleihe aus Bauschutt (Magdeburg) oder Radstationen und Bushaltestellen (z.B. Hannover) handelt.

 

Städtisches Profil: Mit der Stärkung der regionalen Integration wird zugleich die kommunale Identität gewahrt, optisch durch markante Architektur, vor allem aber durch spezifische Institutionen (Hochschulen, Bibliothek, Wissenschaftspark…).

 

 

Finanzausgleich: Mit den aus Landesmitteln finanzierten IBA-Projekten erhielte die vom kommunalen Finanzausgleich angeblich so „geschröpfte“ Stadt einen Ausgleich. Angesichts der Synergien für die einzelnen Kommunen dürfte auch in den Rathäusern das Verständnis zur Finanzierung regionaler Belange wachsen.

 

Also genug Gründe, warum sich die Stadt für das Projekt einsetzen sollte.