Woche der Mobilität 2015

Europäische Woche der Mobilität

Pressemitteilung September 2015

Neu-Isenburger Montagsrunde zur Woche der Mobilität:

Wandel der Verkehrsgewohnheiten tut not

Nach Jahren zäher Debatten zwischen Politik, Bürgern und Wissenschaft scheint die Verkehrswende nun eingeleitet. Die neue Tramlinie 17 zum Frankfurter Hauptbahnhof erfreut sich großer Nachfrage, ein Radverkehrskonzept nimmt erste sichtbare Formen an und die künftige Regiotramstrecke „Westtangente“ wird  realisiert, vielleicht sogar bis zum Stadtrand im Osten. Auch die Verlängerung der Straßenbahn bis Dreieich ist längst nicht mehr tabu, während der geplante Autoverkehrsknoten am Isenburg-Zentrum dagegen in Frage steht.

Es besteht nach wie vor großer politischer Handlungsbedarf. Den gilt es auszufüllen. Aber die „Europäische Woche der Mobilität“ richtet sich auch direkt an die Verkehrsteilnehmer. Aus nachvollziehbaren Gründen scheuen unsere Volksvertreter den Appell an die Bürgerinnen und Bürger, das Auto stehen zu lassen, aufs Rad zu steigen oder Bus und Bahn zu nutzen. Ohne einen Wandel der Verkehrsgewohnheiten gibt’s auch keine Verkehrswende.

Wer kennt das nicht: Abends und nachts stehen die Gehwege voller Autos, tagsüber werden die Gewerbegebiete mit Autos geflutet. Man kann nur hoffen, dass jetzt manche Autos nicht mehr bis zum Frankfurter Arbeitsplatz, sondern nur noch zum Park-and-Ride-Platz an der Straßenbahnhaltestelle rollen.

Wenn es demnächst genügend zweckmäßige Fahrradstellplätze an der Tramhaltestelle geben wird, sollten wir die auch nutzen, statt nach langer Parkplatzsuche das Auto dann doch entlang der Isenburger Schneise abzustellen. Generell sollten wir so oft wie möglich das Fahrrad und damit auch die neuen Radstreifen nutzen. Je mehr Radfahrer unterwegs sind, desto mehr werden die Autofahrer Rücksicht nehmen. Die Zeiten, in den Radfahrer ängstlich auf den Fußweg ausweichen müssen, sollten vorbei sein.

Bei der Vorstellung der Studie zum Expressradweg Darmstadt – Frankfurt hätten wir schon von unserem Ersten Stadtrat erwartet, auch für die Variante durch die Isenburger Mitte zu plädieren. Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt zur Verkehrswende und bedarf der zentralen Anbindung aller relevanten Kommunen im Ballungsraum. Darum ist es nötig – analog dem Autoverkehr – künftig beide Varianten, durch die Stadtkerne ebenso wie eine schnelle Route an der Peripherie, zu realisieren.

Die lebhafte Beteiligung vieler Bürgerinnen und Bürger an der öffentlichen Debatte um die Mobilität lässt hoffen, darf nun aber als gewisse Verpflichtung gelten , neue Verkehrsangebote auch wahrzunehmen. Es ist berechtigt, wenn sich über 80% der Bürger über autogerechte Städte ärgern, aber inkonsequent, derlei Verkehr zu verursachen.

Besonders benachteiligt sind Fußgänger, die nun mal keine Lobby haben. Zugeparkte Gehwege, fehlende Zebrastreifen oder Querungshilfen, zu wenig Sitzgelegenheiten, viel zu lange Rotphasen benachteiligen und behindern uns, wenn wir zu Fuß unterwegs sind. Für sachlich formulierte Anregungen sind Behörden und Politik durchaus empfänglich, man muss es nur tun.

Neben dem Mobilitätsverhalten ist natürlich weiter die Politik gefordert: Der schon ab 19 Uhr geltende, ausgedünnte Nachtfahrplan der Straßenbahn ist selbst für viele Berufspendler unzumutbar. Dagegen bietet die künftige feingliedrige Tarifstruktur des Verkehrsverbundes die Chance, den enormen Tarifsprung an der Stadtgrenze zu mildern. Wir Isenburger sollten dann ebenso günstig nach Frankfurt fahren können wie die Offenbacher.

Verbissen verteidigen Fraport und Lufthansa ihr Geschäftsmodell „Luftfahrtdrehkreuz“ gegen den technischen Fortschritt, und den Lärm der dafür eingesetzten Riesenflugzeuge erleiden besonders wir Isenburger, zumal bei sonnigem Hochdruckwetter mit Ostwind. Da wäre es schon konsequent, wenn wir der Verlockung von Flugreisen öfter mal widerstehen könnten. Nicht nur wegen des Lärms, auch wegen der extremen Klimabelastung. Denn der Flugverkehr verursacht rund ein Drittel des Klimaeffekts unserer Region.