Verkehrswende in Neu-Isenburg

Montagsrunde zur Woche der Mobilität: Kommt nun die „Verkehrswende“?

 

Endlich wurde in die Isenburger Mobilität investiert. Nicht primär in Neu-Isenburg, sondern am Südrand des Frankfurter Stadtwaldes, konkret: in die Straßenbahnendhaltestelle „Stadtgrenze Frankfurt Neu-Isenburg“. Nach der Sanierung der Gleise entstanden ein neuer Bahnsteig und eine zeitgemäße Fahrradabstellanlage. Die Akzeptanz ist groß: werktags findet sich für Fahrräder kaum noch ein freier Platz, erst recht nicht für Autos auf dem Park-and-Ride-Platz, so dass an der Isenburger Schneise Fußweg und Straßenrand zugestellt werden.

 

Zweifellos würden die meisten Fahrgäste lieber nahe am Wohnort oder Arbeitsplatz ein- oder aussteigen. Dies wurde nun auch im Rathaus erkannt. Nachdem prominente Stadtplaner und Wissenschaftler für eine Verlängerung der Tramlinie durch Neu-Isenburg nach Sprendlingen plädierten, schwindet endlich der politische, mitunter ideologische Widerstand gegen dieses seit Jahrzehnten geplante Projekt. 

 

Lange wurde der Regiotramlinie „Westtangente“, die das Isenburg-Zentrum mit dem Isenburger Bahnhof und dem Flughafen verbinden wird, Priorität vor der verlängerten Tramlinie 17 eingeräumt. Trotz fortgeschrittener Planung wird die baulich sehr aufwändige, den Eisenbahn-Normen folgende „Westtangente“ kaum vor 2030 rollen. Lobenswert ist die geplante Verlängerung der Strecke bis zum Gewerbegebiet Ost, womit zugleich auch das künftige Wohnquartier Birkengewann angebunden wäre. Die Westtangente wird aber nicht jene Fahrgäste bedienen, die von der kreuzenden Tramlinie 17 erfasst würden. So wäre es doch angebracht, zügig die viel preisgünstigere und simplere Straßenbahnstrecke zu realisieren.

 

Wenngleich der Radverkehr durch Schutzstreifen und punktuelle weitere Maßnahmen begünstigt wurde, wird er aber weiterhin massiv vom Autoverkehr bedrängt. Dies liegt nicht nur an der Gestaltung der Verkehrswege, sondern auch an den Mobilitätsgewohnheiten. Manchen Autofahrern fehlt die Geduld, Radfahrer nicht sofort überholen zu können. Auch deshalb flüchten ängstliche Radler auf den Gehweg. Deshalb sollte die aktuelle Aktion „Stadtradeln“ auf die gegenseitige Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer und eine intelligentere Mobilitätskultur setzen. Neu-Isenburg ist wie kaum eine andere Stadt fürs Radeln geeignet.

 

In Neu-Isenburg wird der öffentliche Raum ganz überwiegend vom rollenden und ruhenden Autoverkehr beansprucht, ohne dass der Stadt entsprechende Einnahmen zufließen. Wie bereits in anderen Kommunen praktiziert, sollten - mit Hilfe eines einfachen Tools der Uni Kassel - die Kosten des Verkehrs ermittelt werden. Auf dieser Grundlage könnte auch in Neu-Isenburg eine Parkraumbewirtschaftung umgesetzt werden.

 

Nach der Kommunalwahl wurde auch die Verantwortung für Umwelt und Verkehr neu geordnet. Wir sind zuversichtlich, dass damit nun die Voraussetzungen für die Verkehrswende in Neu-Isenburg geschaffen wurden.

 

Die Montagsrunde 15.9.2016

Tel. 06102 21336